Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten

Fachtag der bundesweiten AG Digitalisierung

Dass Digitalisierung geschlechtergerecht gestaltet werden muss, war Thema eines Fachtags der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft von Frauen- und Gleichstellungsstellen. Bereits vor zwei Jahren stellte die Landesarbeitsgemeinschaft der hessischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten bei der Bundeskonferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros einen Antrag für einen bundesweiten Zusammenschluss zum Thema Digitalisierung und gründete mit Kolleginnen aus weiteren Bundesländern die bundesweite Arbeitsgemeinschaft „Digitalisierung“. Im November 2024 startete die bundesweite AG eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“. Mit dem aktuellen zweiten Fachtag wurde das Thema vertieft.

Bei dem Fachtag im November, der sich zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich an Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte richtete, nahmen über 100 Personen teil. Für den zweiten Fachtag in der Veranstaltungsreihe erweiterte jetzt die bundesweite Arbeitsgemeinschaft die angesprochene Zielgruppe und verzeichnete so bereits über 180 Anmeldungen: Das große Interesse unterstreicht, dass Digitalisierung geschlechtergerecht gestaltet werden muss. An der Online-Veranstaltung nahmen über 150 Personen aus Frauen- und Gleichstellungsstellen, IT und Digitaler Verwaltung, sowie verantwortliche Personen aus Landes- und Bundesbehörden aus 13 Bundesländern teil.

Der Fachtag befasste sich mit den Schnittstellen zwischen Gleichstellung und digitaler Verwaltung sowie dem GAP-Modell, das die Lücken identifiziert. Bei der Digitalisierung muss Gender Mainstreaming mitgedacht werden, um auch in diesem immer wichtiger werdenden Bereich die Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Lebensbedingungen und Interessen zu wahren, unterstrich Professorin Dr. Caroline Richter bei dem Fachtag. Die Arbeitssoziologin gehörte zur unabhängigen Sachverständigenkommission des Dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung mit dem Schwerpunkt Digitalisierung.                                                                 

Richter stellte das „Gender Extended Research and Development Model“ (GERD) als Reflexionsinstrument vor, das eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Softwareentwicklung und (Informatik-)Forschung unterstützt. Die Professorin betonte die Bedeutung geschlechtergerechter Gestaltung digitaler Lösungen. Sie verwies auf Europas digitalen Fortschritt und Deutschlands Position im EU-Vergleich, wobei sie Verbesserungsbedarf bei digitalen Kompetenzen und im Öffentlichen Diensten hervorhob. In den anschließenden Diskussionsrunden wurden Herausforderungen bei der Integration von Digitalisierung und Gleichstellung in verschiedenen Verwaltungsstrukturen erörtert und konkrete Handlungsempfehlungen für Gleichstellungsbeauftragte im digitalen Kontext beleuchtet.

Die bundesweite Arbeitsgruppe wird sich weiter intensiv mit dem Thema beschäftigen und lädt Interessierte ein, sich ihr anzuschließen. Am 5. Mai geht die Veranstaltungsreihe mit einem Best-Practice Beitrag zur Zusammenarbeit von Digitalisierung und Gleichstellung weiter. Ansprechpartnerin ist LAG-Sprecherin Daniela Kolb, Telefon 06152/989338.