Gewalt gegen Frauen und Mädchen steigt in allen Bereichen
LAG drängt auf Rechtsanspruch für Zugang zu Schutzunterkünften und Beratungsstellen
Wiesbaden – Die Fallzahlen von häuslicher Gewalt steigen seit Jahren kontinuierlich an und weisen für 2023 erneut einen Höchst-stand aus: Laut kriminalstatistischer Auswertung zu Partnerschaftsgewalt waren in Hessen im vergangenen Jahr 12.000 Frauen betroffen. Damit gab es einen erneuten Anstieg von 525 Fällen landesweit im Vergleich zu 2022. Das Dunkelfeld und damit die Zahl der nicht bei der Polizei angezeigten Fälle dürfte weitaus höher liegen. Dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland weiter zunimmt, bestätigt auch das aktuelle Lagebild des in Wiesbaden ansässigen Bundeskrimininalamts (BKA). Die Landesarbeitsgemeinschaft Hessischer Frauen- und Gleichstellungsbüros (LAG) fordert daher anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November, dass endlich der Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher und sexualisierter Gewalt verbessert wird und Frauenhäuser sowie Beratungsstellen zu Pflichtaufgaben für die öffentliche Hand werden.
„Der im geplanten Gewalthilfegesetz vorgesehene Rechtsanspruch auf Schutz und Unterstützung bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt ist dringend erforderlich“, betont Meike Pinkernell, die zum sechsköpfigen Sprecherinnengremium der LAG in Hessen gehört, unter deren Dach die kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten organisiert sind. Sie verweist dabei insbesondere auf die fehlenden Plätze in Frauenhäusern in Hessen, die die LAG auf 300 beziffert. „Deutschland verpflichtete sich mit der Ratifizierung der sogenannten Istanbul Konvention 2018, den Gewaltschutz für Frauen zu verbessern.“ Pinkernell unterstreicht die Notwendigkeit, dass sich im Gewaltschutzbereich etwas tun muss.
Insbesondere mit der hohen Zahl von inzwischen 360 Femiziden in 2023 – durch Frauenhass geprägte Tötungsdelikte und Trennungstötungen. Nach dem Aus der Ampelkoalition in Berlin, befürchtet die LAG, dass das Gewalthilfegesetz auf längerer Sicht auf der Strecke bleiben könnte. Dazu beschäftigt die hessischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten die drängende Frage, wie es im Hinblick auf die allgemein angespannte Haushaltslage mit der Finanzierung des Gewaltschutzbereichs weitergeht, der fast ausschließlich auf öffentliche Förderungen angewiesen ist.
Ein kosten-, barriere- und diskriminierungsfreier Zugang zu Schutzunterkünften und Beratungs-stellen ist aber auch gerade im Hinblick auf die bei häuslicher Gewalt mitbetroffenen Kinder wichtig, die oft genug mit ihren Müttern keinen Platz in Frauenhäusern finden, so die LAG. „Gewaltschutz ist damit auch Kinderschutz“, sagt Pinkernell. Ein Familienplatz pro 10.000 Einwohner sei die Faustformel, um die Bedarfe wenigstens annähernd zu decken. Der Internationale Aktions- und Gedenktag der Vereinten Nationen am 25. November ist für die LAG daher eine gute Gelegenheit, um von Gewalt betroffenen Frauen eine Stimme zu geben, die Öffentlichkeit aufzuklären und konkrete Forderungen bezüglich Gewaltschutz und Prävention auch an die Politik heranzutragen.
Pressekontakt für die LAG Meike Pinkernell, 0176 24932799